Athletic Bilbao Fußballverein Primera División
Athletic Club, auch bekannt als Athletic Bilbao, ist ein Fußballverein aus dem Baskenland in Spanien, der in der Primera División spielt.
Seit der Ligagründung der Primera División 1928 ist der Verein ununterbrochen erstklassig und gewann die Meisterschaft achtmal. In der „ewigen Tabelle“ liegt Athletic auf dem vierten Platz und ist neben Real Madrid und dem FC Barcelona die einzige Mannschaft, die nie absteigen musste. Der spanische Pokal (Copa del Rey) wurde 24-mal gewonnen; erst 2009 wurde diese Bestmarke vom FC Barcelona übertroffen.
Der Beiname der Spieler in Spanien „Los Leones“ (die Löwen) leitet sich vom Namenspatron des Stadions „San Mamés“, dem Heiligen Mamas, ab. Mamas war ein Christ, den die Römer den Löwen zum Fressen vorgeworfen hatten. Die Löwen fraßen Mamas jedoch nicht und ließen ihn unversehrt, weshalb er später heiliggesprochen wurde. Das San Mamés wurde neben einer Kirche erbaut und wird darum auch die „Kathedrale des Fußballs“ genannt.
Athletic Bilbao steht für die Politik, nur Spieler einzusetzen, die entweder aus den baskischen Provinzen Bizkaia, Gipuzkoa, Álava und Navarra (alle Spanien), Labourd, Soule und Nieder-Navarra (alle Frankreich) stammen oder in der Jugend eines Fußballklubs aus diesen Provinzen ausgebildet wurden. Bilbaos Spieler legen eine große Loyalität zu dem Verein an den Tag und verbringen teilweise ihre gesamte Karriere im rot-weißen Trikot (Rojiblancos).
Geschichte
Gründung
Der Fußball wurde in Bilbao von zwei verschiedenen Gruppen junger Spieler eingeführt, die beide Verbindungen zum „Mutterland des Fußballs“ (England) hatten: britische Stahl- und Werftarbeiter und baskische Studenten, die von britischen Schulen zurückkehrten.
Im späten 19. Jahrhundert war Bilbao eine der wichtigsten Hafenstädte Spaniens und mit seinen Minen und Werften eine der bedeutendsten Industrieregionen des Landes. Die Stadt war ein Motor der spanischen Wirtschaft und zog deshalb eine Vielzahl von ausländischen Arbeitskräften an. Darunter waren viele Minenarbeiter aus dem Nordosten Englands sowie Werftarbeiter aus Sunderland, Southampton und Portsmouth. Diese britischen Arbeiter brachten den Fußball mit und gründeten in den frühen 1890er Jahren den Bilbao Football Club. Währenddessen gingen baskische Studenten den umgekehrten Weg, gingen nach Großbritannien, um dort Universitäten zu besuchen. Hier kamen sie mit dem Fußball in Berührung, den sie nach ihrer Rückkehr importierten. 1898 gründeten Studenten des Gymnasiums Zamacois den Athletic Club, in Anlehnung an die englische Schreibweise.
1902 schickten beide Vereine eine gemeinsame Mannschaft (genannt Vizcaya) ins Rennen um die erstmals ausgetragene Copa del Rey. Sie kehrten mit der Trophäe zurück, nachdem der FC Barcelona im Finale besiegt worden war. Deshalb entschloss man sich 1903, beide Vereine zum Athletic Club zu vereinigen.
Das Datum der Vereinsgründung ist Teil reger Diskussionen unter den Fußball-Historikern. Der Verein gibt 1898 als Gründungsjahr an, während Andere 1901 oder 1903 als Jahr der Vereinsgründung bezeichnen.
Erfolgreiche Jahre (1903 bis 1941)
1903 gewann der neu gegründete Athletic Club wiederum die Copa del Rey und wurde auch im folgenden Jahr zum Sieger erklärt, nachdem der Gegner Club Español de Madrid nicht angetreten war. Nach einem weiteren Sieg 1911 gewann Bilbao zwischen 1914 und 1916 den Pokal dreimal in Folge. Star dieses Teams war der legendäre Stürmer Pichichi (Rafael Moreno Aranzadi), der am 21. August 1913 das erste Tor überhaupt im San Mamés schoss und im Finale der Copa del Rey von 1915 einen Hattrick folgen ließ. Heute erhält der beste Torjäger der spanischen Liga die Trophäe, die nach Pichichi (Trofeo Pichichi) benannt ist. 1912 wurde dann die Regel ins Leben gerufen, wonach nur Basken für die Mannschaft spielen dürfen.
Als 1928 die Primera División ins Leben gerufen wurde, nahmen neben Athletic mit Real Sociedad, Real Unión Irún und Arenas Club de Getxo drei weitere baskische Mannschaften daran teil. Als 1930 Deportivo Alavés folgte, waren fünf von zehn Klubs der Liga aus dem Baskenland. 1929 übernahm der Engländer Fred Pentland zum zweitenmal das Traineramt bei Bilbao (erstmals 1921 bis 1927) und revolutionierte die Mannschaft, indem er ihr das Kurzpassspiel beibrachte. Er führte die Mannschaft zu zwei Double-Siegen 1930 und 1931 sowie vier Siegen in der Copa del Rey zwischen 1930 und 1933. In dieser Zeit wurde dem FC Barcelona beim 12:1 dessen höchste Niederlage aller Zeiten zugefügt. Nach zwei weiteren Meistertiteln 1934 und 1936 hatte Bilbao in den ersten acht Jahren der Liga viermal den ersten Platz belegt.
Atlético Bilbao (1941 bis 1974)
Nach einem Erlass des spanischen Diktators Franco musste der Verein 1941 seinen Namen in Atlético Bilbao ändern, da ausländische Bezeichnungen in der Liga verboten waren. Im gleichen Jahr debütierte mit Telmo Zarra der beste Torjäger der Vereinsgeschichte. In dreizehn Jahren schoss er 333 Pflichtspieltore. Ein weiterer großer Spieler dieser Ära war José Luis Panizo. 1943 gewann die Mannschaft nochmals ein Double, 1944 und 1945 jeweils den Pokal (inzwischen Copa del Generalisimo).
In den Fünfzigern konnte der Verein mit der legendären Angriffsreihe um Telmo Zarra, José Luis Panizo, Rafael Iriondo, Venancio Pérez García und Agustín Gaínza aufwarten. Nachdem mit Ferdinand Daučík einer der besten Trainer des Landes Athletic übernommen hatte, ließen weitere Titel nicht lange auf sich warten: Double 1956, Pokal 1955 und 1958.
Einer der Gründe für den Erfolg des Vereins bis in die fünfziger Jahre hinein war das strikte Verbot, ausländische Spieler unter Vertrag zu nehmen. In Spanien waren damals drei Ausländer und acht Spanier pro Mannschaft erlaubt. Real Madrid und Barça umgingen diese Regel, indem sie einfach Spieler einbürgerten (z. B. Ferenc Puskás, Alfredo Di Stéfano, Ladislao Kubala), wohingegen Athletic seiner Philosophie treu blieb und seine Führungsrolle im Vereinsfußball abgeben musste.
In den 1960er und 1970er Jahren dominierten Madrid und Barcelona Spaniens Fußball, während Bilbao sich meist im Mittelfeld der Tabelle wiederfand. Nur die Copa del Generalisimo konnte 1969 und 1973 noch zweimal errungen werden.
Rückkehr zu Athletic Bilbao und Politisierung
Im Dezember 1975 traf Bilbao auf den Lokalrivalen Real Sociedad aus San Sebastián. Vor Anpfiff nahmen Bilbaos Torwart-Legende José Ángel Iribar und Sociedads Kapitän Ignacio Kortabarria die Ikurriña (Flagge des Baskenlandes) und steckten sie feierlich in den Anstoßpunkt. Das war die erste öffentliche Zurschaustellung der 40 Jahre lang verbotenen Flagge nach dem Tod Francos.
Einen weiteren Meilenstein der Vereinsgeschichte bildete die Teilnahme am Finale des UEFA-Pokals im Jahr 1977. Auf dem Weg dorthin hatte die Mannschaft mit dem FC Barcelona und dem AC Mailand zwei europäische Spitzenvereine ausgeschaltet. Allerdings verlor man das Finale schließlich nach 2:2-Endstand nach Hin- und Rückspiel aufgrund der Auswärtstorregel gegen Juventus Turin.
Die Ära Clemente
1981 wurde Javier Clemente neuer Cheftrainer, der um die Veteranen Dani und Andoni Goikoetxea junge Spieler wie Santiago Urkiaga, Miguel De Andres, Ismael Urtubi, Estanislao Argote und Andoni Zubizarreta einbaute. Dies war eine hervorragende Mischung, denn endlich konnte man Bilbao wieder zu den Spitzenmannschaften zählen. 1983 wurde die Mannschaft Meister, 1984 folgte sogar das Double. Clemente ließ sehr defensiv spielen, wofür er heftig kritisiert wurde, was jedoch effektiv war. Außerdem waren die Basken für ihr aggressives und hartes Spiel bekannt, was vor allem durch den Verteidiger Goikoetxea personifiziert wurde. Nach Clementes Abschied verließen auch viele Topspieler den Verein; daraufhin konnte kein weiterer bedeutender Titel mehr gewonnen werden, obwohl bekannte und erfolgreiche Trainer in Bilbao arbeiteten, u. a. José Ángel Iribar, Howard Kendall, Jupp Heynckes oder Javier Irureta.
Die Ära Fernández
Vergeblich versuchte der Verein an die Erfolge der frühen Achtziger anzuknüpfen, was erst annähernd wieder unter Luis Fernández gelang. Er führte die Mannschaft 1998 zur Vizemeisterschaft und somit erstmals in die Champions League. Fernández profitierte von einer gelockerten Personalpolitik, die es ihm erlaubte, Spieler zu verpflichten, die in Jugendmannschaften auf baskischem Territorium ausgebildet wurden (Patxi Ferreira, Biurrun). Erstmals wurde mit Bixente Lizarazu ein Baske aus dem französischen Teil der Region eingesetzt. Wie immer lieferte auch die Jugendabteilung mit Julen Guerrero einen hervorragenden Einzelspieler.
Jüngste Entwicklungen
Danach wurde es allmählich ruhiger um den Verein aus dem Baskenland, der wieder im Mittelfeld der Liga verschwand. Vor der Saison 2005/06 musste Athletic den Verlust der beiden Leistungsträger Asier del Horno und Santiago Ezquerro hinnehmen, die zum FC Chelsea bzw. dem FC Barcelona wechselten. Athletic konnte sich erst am 37. Spieltag vor dem Abstieg retten. Vor der Saison 2006/07 beendete Urgestein Julen Guerrero seine aktive Karriere und wechselte in den Trainerstab.
Da Coach Javier Clemente mit den eingekauften Spielern nicht einverstanden war, trennte man sich und stellte Félix Sarriugarte als Nachfolger ein, der jedoch nach der halben Saison durch José Manuel Esnal (Mané) ersetzt wurde, da er nicht die notwendigen Ergebnisse erzielen konnte. Der Verein sicherte schließlich erst am letzten Spieltag mit einem 2:0-Heimsieg gegen UD Levante den Klassenerhalt. Die Rückkehr von Verteidiger Asier del Horno vor der Saison 2007/08 auf Leihbasis vom FC Valencia brachte nicht den gewünschten Erfolg, sodass die Kaufoption nicht genutzt wurde. Trotzdem wurde diese Saison letztlich erfolgreicher als die vorhergehende, die Qualifikation für den UI-Cup wurde erst am letzten Spieltag verpasst. Mit dieser Saison begann der endgültige Durchbruch des schon lange als großes Sturmtalent gehandelten Fernando Llorente, der es schließlich auf elf Saisontore brachte und zur Schlüsselfigur in Athletics Offensivspiel wurde. Im Herbst 2008 wurde er, ebenso wie Abwehrspieler Andoni Iraola, erstmals für die spanische Fußballnationalmannschaft nominiert. Am Ende der Spielzeit 2008/09 stand das Erreichen des Endspiels in der Copa del Rey, das man gegen den FC Barcelona, zuvor Meister und Champions League-Sieger geworden, verlor. Dadurch qualifizierte sich die Mannschaft für die Teilnahme an der Qualifikation zur neugegründeten UEFA Europa League, in der man sich nach Spielen gegen Tromsø IL qualifizierte. In einer Gruppe mit FK Austria Wien, Werder Bremen - im Vorjahr UEFA-Pokal-Finalist - und Nacional Funchal belegte man den zweiten Platz hinter Werder und schied im Sechzehntelfinale gegen den RSC Anderlecht aus.
Am 25. Juni 2010 wurde mit dem Bau des San Mamés Barria-Stadions begonnen, das seit der Fertigstellung 2013 53.332 Zuschauern Platz bietet. Am 9. Mai 2012 standen die Basken erstmals seit 1977 wieder in einem Europapokal-Endspiel. In den Runden zuvor hatte man sich gegen FC Red Bull Salzburg, Paris Saint-Germain und Metalist Charkiw (alle Gruppenphase) und Lokomotiv Moskau (Sechzehntelfinale) sowie namhafte Gegner wie Manchester United (Achtelfinale), FC Schalke 04 (Viertelfinale) und Sporting Lissabon (Halbfinale) durchgesetzt. Im Hinspiel gegen Schalke 04 wandelte man einen zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand innerhalb der letzten zwanzig Minuten in ein 4:2. Die Mannschaft musste sich im Finale der UEFA Europa League unter ihrem argentinischen Trainer Marcelo Bielsa dem Ligarivalen Atlético Madrid mit 0:3 geschlagen geben.
Im August 2014 qualifizierten sich die Basken erstmals seit 1998 wieder für die Gruppenphase der UEFA Champions League; gegen den SSC Neapel setzte man sich in den Play-offs durch.